Das akustische Kleist Denkmal
Audiowalk
zum Kleistgrab am kleinen Wannsee
Materialien: Ausgabestelle, Audioplayer,
Kopfhörer, Karte, Schilder im Terrain
110 min, Kunstkopf-Stereophonie, 2011
mit Sandra Hüller • Joseph Vogl • Judith Engel
Fabian Hinrichs • Beata Lehmann
• DAS AKUSTISCHE KLEIST DENKMAL IST AKTUELL GESCHLOSSEN • WEGEN BAUARBEITEN DES GRÜNFLÄCHENAMTES AUF DEN WEGEN. WIR INFORMIEREN AN DIESER STELLE, WANN UND WIE WIR WIEDER ÖFFNEN KÖNNEN •
„man sagt hier den 21t November; wir wissen aber nicht ob es wahr ist.“ schreibt Heinrich von Kleist 1811 an seinem Todestag aus dem Wirtshaus „Stimmings Krug“ am Kleinen Wannsee bei Berlin. In einem Waldstück am See schießt der Dichter kurz darauf seiner Gefährtin Henriette Vogel ins Herz und sich in den Kopf. 200 Jahre nach dem Doppelsuizid können sich Besucher auf dem Areal um das Kleist-Grab hörend und gehend erschließen, was damals passiert ist.
Der Parcours beginnt an der Ausgabestelle für Kopfhörer und Audioplayer. Zur Orientierung erhält der Besucher eine Karte mit den Orten, an die er sich begeben muss, um die jeweilige Hörspiel-Szene auf dem Player zu starten. Der Kopfhörer trennt den Besucher von den Umgebungsgeräuschen und die extrem räumlichen Kunstkopf-Aufnahmen führen ihn in eine akustische Kunstwelt, die mit der sichtbaren Realität spielt.
Das Hörspiel erzählt einen fiktiven literarischen Spaziergang zum Kleistgrab, der zunehmend aus den Fugen gerät. Die von Sandra Hüller gespielte Führerin hat eine Gruppe Kleist-Interessierter im Schlepptau und konfrontiert sie u. a. mit den Vernehmungsprotokollen zu den Todesfällen, sowie den letzten Briefen, in denen Kleists und Vogels hastig notierte Aufträge an die Nachwelt neben seltsam euphorischen Abschieden stehen. – „... in dieser Stunde, da unsere Seelen sich, wie zwei fröhliche Luftschiffer, über die Welt erheben ...“
Anstelle von Stein oder Metall besteht dieses Denkmal aus einem denkbar fragilen und vergänglichen Material: aus Schallwellen. Es ist ein Denkmal, das nicht existiert ohne die Besucher mit ihren Kopfhörern, ohne den Akt des Hörens, des Reflektierens. In der Bewegung durch den heutigen Stadtraum erzählt es von der ‚allmählichen Verfertigung der Vergangenheit beim Erinnern‘. Der Besucher umkreist die schillernde Persönlichkeitsbaustelle Kleist und sein Thema der wankenden Identität inmitten einer als fragwürdig empfundenen Wirklichkeit.
Cast
- Judith Engel - Katja Helle
- Sandra Hüller - Führerin Susanne Martens
- Fabian Hinrichs - Florian Ulrich
- Beata Lehmann - Doro Baehr
- Joseph Vogl - Konrad Riemenschneider
- In weiteren Rollen:
- Chorsprecher: Caroline Amme
- Bettina Barthel
- Fabian Czolbe
- Julia Delius
- Jürgen Druschky
- Claudia Fleischer
- Cornelia Hellhammer
- Andreas Lüdeke
- Anja Berkes
- Ursula Schumacher
- Tiago Schwäbl
- Corry Szantho von Radnoth
- Jana Volkmann
- Katja Zöhrer
Team
- Konzept / Buch / Regie: Paul Plamper
- Vorlage: Heinrich von Kleist
- Dramaturgie: Arved Schultze
- Mitarbeit Regie / Dramaturgie: Janina Druschky
- Produktionsleitung: Janina Druschky
- Ton / Sounddesign: Titus Maderlechner
- Schnitt: Paul Plamper
- Janina Druschky
- Arved Schultze
- Zeichnung: Heiner Franzen
- Design: Ta-Trung, Berlin
- Chorleitung: Tilman Ritter
- Recherche: Philipp Urrutia
Produktion / Jahr
Kulturstiftung des Bundes / Hoerspielpark / Maxim Gorki Theater - 2011